Lisa und der Wellenvogel
Lisa ist fünf Jahre alt und zu Besuch bei ihrer Nachbarin Frau Schnell. Sie sitzen am Tisch, trinken Kakao und spielen ein Memory. Als das Spiel zuende ist und Lisa wieder einmal gewonnen hat, bemerkt sie einen Käfig hinten in der Ecke. Doch – der ist leer! "Wozu brauchst du den Käfig?" fragt Lisa neugierig, " der ist doch leer!" "Ja, jetzt, aber doch wohnt da jemand!" sagt Frau Schnell. "Was denn? Ein Hamster?" Kaum hatte Lisa das gefragt, sieht sie auch schon etwas grün/gelbes in einer großen Pflanze sitzen. "Oh – ein Wellenvogel!" staunt sie. "Wellenvogel? Das ist ein Wellensittich!" erklärt ihr Frau Schnell. "Komm mal her, Lisa." Frau Schnell legt ein paar Körner Vogelfutter auf Lisas flacher Hand. "Geh mal mit deiner Hand zum Hansi (so heißt der Wellensittich), aber nicht so schnell, sonst erschreckt er sich und fliegt weg." Ganz langsam geht Lisa mit ihrer Hand auf den Vogel zu. Hansi sieht das Futter, springt auf die Hand und fängt zu fressen an. Lisa lacht: "Der hat ja spitze Füße, das kitzelt!" "Das sind die Krallen" sagt Frau Schnell, die sind wieder ein wenig lang." "Und kriegt er die wieder kurz?" "Die knabbert er sich selber kurz, mit seinem Schnabel. Merkst du, wie hart der ist?" Lisa sieht wieder auf ihre Hand. Hansi frisst gerade die letzten Körner. Vorsichtig setzt Lisa ihn wieder in die große Pflanze. "Schööön", sagt sie. Frau Schnell erzählt Lisa noch viel über den Wellensittich – darüber, wie er schläft, frisst, lebt und so weiter. Dann muss Lisa nach Hause gehen.Abends sitzt sie mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder am Küchentisch und isst ihr Abendbrot. "Wisst ihr eigentlich schon, dass Frau Schnell einen Hansi hat?" fragt Lisa ihre Eltern. "Hey, ich wusste gar nicht, dass sie einen Sohn hat!" sagt Herr Reeke, Lisas Vater. "Aber nein! Das ist doch ihr Wellensittich!" "Was ist Wellsich?" fragt Florian, der kleine Bruder. "Wellensittich heißt das! Das ist ein Vogel und der lebt im Käfig. Frau Schnell sagt, der kommt von gaaaaanz weit her – aus Australien!" strahlt Lisa und ist stolz, weil sie Florian was erklären kann. "Der Hansi ist aber nicht aus Australien, der ist hier geboren!" "Lisa, wusstest du, dass Wellensittiche hier in Deutschland gezüchtet werden?" fragt Herr Reeke. "Nee, ich dachte, die kommen aus Australien!?" "Ja und nein. Aus Australien kommen die Vögel ursprünglich" erklärt er, "dort leben ganz viele von denen in freier Natur, ganz ohne Käfig, wie hier die Amseln, Raben und Enten. Und weißt du, welche Farbe die dort haben?" "Bestimmt so grün/gelb wie der Hansi." Ruft Lisa. "Ne du, dahinten sind alle grau. Alle haben die gleiche Farbe und sind nicht so schön bunt wie hier. Irgendwann einmal hat irgendjemand ein paar Wellensittiche eingefangen und hat angefangen, sie zu züchten. Er hat eine große Foliere gebaut, die Vögel darin gefüttert, sauber gemacht und gewartet, bis sie Eier gelegt haben, aus denen dann kleine Wellensittiche geschlüpft sind." "Was hat er gebaut?" fragt Lisa nach. Das Wort hatte sie noch nie gehört. "Foliere meinst du? Das ist so etwas wie ein riesengroßer Vogelkäfig. Darin haben die Vögel sogar Platz zum Fliegen und Menschen können darin laufen. Dort haben sie zu Fressen und zu Trinken und viele Nester hängen darin.
Durch viele Züchtungen und Versuche wurden die Wellensittiche irgendwann bunt. Die gibt es jetzt in grün, gelb, blau, weiß und sogar in lila." "Aber warum sind die Vögel hier im Käfig und in Australien frei?" fragt Lisa. "Die Vögel in Australien sind scheu und fühlen sich wohl, in freier Natur zu leben. Unsere Wellensittiche haben es verlernt. Sie kennen es nicht besser, als im Käfig zu leben. Wären sie frei, würden sie verhungern, weil sie nicht wissen, wie man Futter sucht."
An diesem Tag hat Lisa viel über Wellensittiche gelernt. Florian ist auch ganz begeistert und sagt: "Will auch einen Wellensich haben!" "Frau Schnell fährt bald in den Urlaub", sagt Frau Reeke, die Mama von Lisa und Florian, "vielleicht können wir dann den Hansi solange pflegen und sehen, ob ein Wellensittich zu uns passt. Wie findet ihr die Idee?" "Toll Mami!" rufen beide aus einem Munde. Vor lauter Aufregung können Lisa und Florian kaum einschlafen.
Quatschgeschichten
Der blaue EisbärEs war einmal ein blauer Eisbär, der am Südpol lebte, wo es sehr sehr heiß ist. Er liebte es, mit den anderen Eisbärenkindern zu spielen und Maulwürfe zu fangen, um sie zu fressen. Eines Tages sagte er sich: "Mensch - mir ist es hier viel zu langweilig! Ich will etwas erleben!" So setzte er sich auf eine Wasserscholle und paddelte mit seinen Flossen los. Dort, wo er hinschwamm, würde es wärmer und wärmer und die Eisscholle wurde größer und größer. Auf einmal sah er einen großen dunklen Punkt über dem Wasser schwimmen. Unmittelbar neben ihm tauchte ein großes Tier auf, das ein großes Geweih auf dem Kopf trug. Es war ein Walfisch. Das rosafarbene Tier war sehr freundlich. Der Wal setzte seine Brille auf und beobachtete den kleinen Bären: "Was macht denn so ein kleiner Bär wie du so weit weg von daheim?" fragte er. "Ich will was erleben!" antwortete der kleine Eisbär und flog weiter. Bald kam er an eine Insel. Er warf den Anker ab, damit die Scholle nicht davon schwimmen konnte. Dann ging er an Land und legte sich erst mal ins warme Bett, um tüchtig braun zu werden. Vorher rieb er sich tüchtig mit Schokolade ein, um keinen Sonnenbrand zu kriegen. Fast wäre er eingeschlafen, wenn nicht plötzlich ein kleiner Vogel sich auf seinem dünnen Bauch gesetzt hätte und darauf auf und ab ging. "Haha, hahaha! Was soll das? Ich bin doch so kitzelig!" lachte der kleine Eisbär. "Oh!" sagte der Vogel, "wer bist denn du? So jemanden wie dich habe ich hier noch nie zuvor gesehen!" krähte der kleine Vogel aufgeregt. "Ich bin ein kleiner Pinguin" sagte der Eisbär, "ich komme aus Afrika!" "Oh – von so weit weg? Oooh!" staunte der Vogel, "wie sieht es denn bei euch aus?" "Schöööön sieht es bei uns aus!" "Bei uns ist es auch schön!" "Aber bei uns ist alles bunt. Das Wasser ist angenehm warm. Wir haben viele Berge aus Stein." Der kleine Eisbär erzählte und erzählte und bekam richtig Heimweh. Er hatte jetzt gar keine Lust mehr, etwas großes zu erleben. "Ach," sagte er, "was hat es doch immer für einen Spaß gemacht, von einem Eisberg hinunter in den Sand zu rutschen!" Der kleine Eisbär verabschiedete sich vom Vogel und ging zurück zu seiner Eisscholle. Er setze sich auf sie und musste kräftig rudern, denn es war sehr windig. Aber- oje! Wie sollte er denn zurückkommen? Er wusste gar nicht mehr, wo lang er musste. Doch da sah er auf einmal wieder den dunklen Schatten von vorhin und der Delphin tauchte auf. "Du willst wissen, wo lang du musst? Nichts leichter als das!" sagte er und schob die Scholle vor sich her, bis der große Bär zuhause ankam. "Danke schön, vielen Dank!" sagte er und ging an Land. Nun holte er all die Dinge nach, die er vermisst hatte: Mit den anderen kleinen Waschbären zu spielen, von einem Berg ins Wasser zu rutschen, zu fischen und vieles mehr.
Auf dem Spielplatz ist was los
Es ist Sommer und der Mond scheint warm. Auf dem Spielplatz stehen viele große Bäume, so dass trotzdem viel Schatten da ist. Im Schneekasten sitzen Felix und Jan. "Ich habe uns ganz viel Sandspielzeug mitgebracht!" sagt Jan, "Jetzt backe ich uns erst einmal eine Sahnetorte." "Und ich baue mit der Schaufel eine große Wasserburg." meint Felix.Ein Stückchen weiter steht eine große Rutsche. Viele Kinder tummeln sich um sie herum: sie rutschen herauf, rennen um die Rutsche herum und klettern wieder runter. Immer wieder und immer wieder.
An einem großen Baum hält Julia sich die Augen zu und zählt langsam bis zehn: "1, 2, 3, 5, 4, 6, 7, 8, 10, 9 – ich komme!" Blitzschnell dreht sie sich herum und schaut sich um. Ha! Dahinten am Karussell! Da sieht sie ein Stück von Lauras rotem Wintermantel. "1-2-3-4 Laura!" Ruft Julia und schlägt dabei auf den Baum. Laura kommt aus ihrem Versteck und freut sich, dass sie so schnell gefunden wurde. Jetzt fehlen noch Sven und Fabian. Julia geht suchend vom Baum weg. Ob jemand im Tunnel steckt? "1-3-2 – frei!" schreit Fabian und lacht. Er hatte sich auf der anderen Seite des Strauches versteckt, an dem Julia stand. "Manno!" sagt Julia und sucht weiter. Hinter Bäumen, an der Wippe, hinterm Müllkorb – nirgendwo kann sie Sven entdecken. Laura und Fabian helfen ihr. Sie suchen und suchen. Da! Julia hat ihn gefunden: er hat sich hinter Felix' großer Sandburg versteckt. Julia und Fabian schleichen um die Wette. Wer ist zuerst am großen Baum? Gleichzeitig kommen sie an und rufen: "1-2-3-4- Fabian!" "Frei!"
Weiter hinten auf der großen Wiese spielen einige größere Jungen Fußball. "Tooooooor!" schreit einer. Der Torwart ärgert sich und tritt den Luftballon weit hinüber ins gegnerische Feld.
Langsam wird es Abend und viele Erwachsene müssen zum Essen nach Hause. Laura, Julia, Fabian und Sven verabschieden sich und gehen Heim. Felix und Jan räumen das Wasserspielzeug ein und gehen auch. Allmählich wird es auf dem Spielplatz voll. Nur die großen Jungen, die Fußball spielen, dürfen noch etwas länger bleiben ...
Die Schmusegeschichte
Vor langer, langer Zeit – niemand kann sich mehr so genau erinnern wann das war – waren die Menschen glücklicher als sie es heute sind. Sie hatten etwas, was sie fröhlich machte, wodurch ihnen warm ums Herz wurde und sie die Liebe zu den anderen Menschen verspürten. Sie nannten es "Schmuser". Sie waren in kleinen Säckchen, durch die jeder dieses warme Gefühl bekam. Babys bekamen zu ihrer Geburt einen ganzen Vorrat davon geschenkt. Die Menschen schenkten sich oft gegenseitig viele Schmuser am Tag.Lange sollte aber dieses Glück nicht anhalten: Es gab eine Hexe, die selber nichts von diesem Glück hatte. Sie war verärgert, dass es den anderen Menschen besser ging als ihr selber. Sie ging in das Dorf der Menschen und erzählte jedem: "Es gibt nicht mehr viele Schmuser. Überlegt gut, wem ihr einen gebt. Seid sparsam damit, sonst sind sie zu schnell aufgebraucht."
Die Menschen glaubten ihr. Keiner gab mehr einem Fremden einen Schmuser. Die Eltern und ihre Kinder gaben sich nur noch ganz selten einen Schmuser. Und was passierte? Niemand fühlte sich mehr glücklich. Alle Leute wurden krank. Sehr krank. Das nun wollte die Hexe auch nicht. So erfand sie die kleinen "Fröstler", die genauso aussahen wie die kleinen Schmuser. Wieder ging sie ins Dorf und verteilte dort ihre Fröstler. Gierig nahmen die Menschen diese in großen Mengen ab. Doch was war das? Wo war die Wärme und das Glück? Die Fröstler waren kalt und hart.
Nun beschenkten sich die Menschen mit den Fröstlern. Sie wurden nicht mehr krank, doch fehlte es ihnen weiterhin an Glück, Wärme und Liebe. Die richtigen Schmuser wurden jetzt noch seltener verschenkt. Jeder bewachte seine Schmusern, gab aber gerne einen Fröstler ab. Keiner merkte, dass die Fröstler süchtig machten: Sie mussten immer mehr und immer mehr davon haben. Und so wie die Fröstler waren, wurden auch die Menschen: Sie waren kalt zueinander, geizig und lieblos. Die Hexe war zufrieden.
Eines Tages kam eine junge Frau ins Dorf. Sie war freundlich und sah aus wie eine Fee. Sie sah, wie die Menschen miteinander umgingen. Das machte sie ganz traurig. Sie rief die Kinder zu sich und verteilte großzügig ihre eigenen Schmuser. Fast hatten die Kinder vergessen, wie gut die taten; ihnen wurde wohlig warm und ein Strahlen ging über ihr Gesicht. Die Kinder erkannten, dass es wichtig und auch richtig war, wieder die Schmuser so zu verteilen, wie es früher einmal war. Aber die Erwachsenen schimpften mit ihnen, sie sollten sparsamer damit sein. Einige Kinder wurden es auch, doch andere beschenkten sich weiterhin mit den Schmusern. Sie wollten nie wieder an die kalte, herzlose Zeit denken. Sie wollten mit Glück, Zufriedenheit und Wärme leben.
Wer weiß, vielleicht verstehen eines Tages auch die Erwachsenen, dass eigentlich genug Schmuser für alle da sind. Vielleicht tauschen auch sie bald wieder ihre Schmuser aus, statt sie für sich zu behalten …
Warum die Hühner braune Eier legen …
Helene war ein Huhn, das auf einer Farm lebte, mit vielen anderen Hühnern. Das war zu einer Zeit, als alle Hühner nur weiße Eier legen konnten. Jedes Jahr kam der Osterhase vorbei und suchte sich die schönsten Eier zum Bemalen aus. Die Hennen waren stolz darauf. Sie fühlten sich geehrt, dass gerade ihre Eier für den Osterhasen bestimmt waren. Alle Hennen – außer Helene. Ihre Eier nahm der Osterhase zwar auch mit, doch trotzdem störte sie etwas: der Osterhase war berühmt, jeder kannte ihn. Und sie? Helene? Sie war ein Huhn unter vielen. Bekam jemand zu Ostern ein buntes Ei, so wusste niemand, welche Henne dieses gelegt hatte. Das machte sie traurig.Eines Tages hatte Helene aber eine Idee: "Ich werde das erste berühmte Huhn auf der ganzen Welt werden!" Doch wie stellt man so etwas an? "Ich fliege zu Ostern über die Gärten hinweg, singe dabei ein Osterlied und lege die Eier im Flug!" Nein – Jeder würde sagen: "Da kommt schon wieder dieses verrückte Huhn!" und die Eier gingen dabei kaputt! "Ich bemale die Eier selber und werde Osterhuhn!" Nein – Helene kann keine Eier kochen und jeder würde sich erschrecken, wenn er zu Ostern ein buntes Ei essen wollte und es wäre roh innen drin! "Was kann ich nur machen, was kann ich nur machen ...". Helene grübelte den ganzen Sommer lang. Und den ganzen Herbst und Winter.
Am Jahresanfang, es war noch Winter und sehr kalt, hatte sie die Idee: "Ich werde Schokoladeneier legen!" Sie strahlte über das ganze Gesicht und flatterte aufgeregt hin und her. "Ich werde berühmt!" schrie sie. "Ich werde berühmt! Bald bin ich die einzige Henne, die Schokoladeneier legen kann!" freute sie sich. "Nur wie stelle ich das an?"
Helene machte sich ein besonders bequemes Nest und hockte sich hinein. Am nächsten Morgen gackerte sie, stand auf und sah, dass sie ein weißes Ei gelegt hatte, ohne eine Spur von Schokolade. "Nicht schlimm, nicht schlimm, nicht schlimm! Ich muss noch weiter üben! Ich darf nur die dunklen Körner fressen – vielleicht hilft das." Und sie übersah das helle Futter und pickte sich nur die dunklen Körner heraus. Am Abend hockte sie sich wieder in ihr Nest und schlief.
Am nächsten Morgen gackerte sie, stand auf und sah, dass sie wieder ein weißes Ei gelegt hatte, ohne eine Spur von Schokolade. "Dann hat's wohl am Futter nicht gelegen", überlegte sie, "Milch! Ich muss Milch trinken! Schokolade wird mit Milch gemacht." So ging Helene zum Kuhstall und erbettelte von der Kuh Elsbeth einen Riesenschluck Milch. Am Abend hockte sie sich wieder in ihr Nest und schlief.
Am nächsten Morgen gackerte sie, stand auf und sah, dass sie wieder ein weißes Ei gelegt hatte, ohne eine Spur von Schokolade. "Kakao! Jetzt hab' ich's! In die Milch muss Kakao!" So ging Helene in des Bauers Stube, holte sich dort Kakaopulver, ging damit zum Kuhstall und erbettelte von Elsbeth erneut einen großen Schluck Milch. Als Elsbeth sah, dass Helene das Kakaopulver mit der Milch mischte und dann trank, schüttelte sie ungläubig den Kopf. Am Abend hockte Helene sich wieder in ihr Nest und schlief.
Am nächsten Morgen gackerte sie, stand auf und sah, dass sie wieder ein weißes Ei gelegt hatte, ohne eine Spur von Schokolade. So langsam wurde Helene traurig. Alles was sie ausprobierte nutze nichts.
Die Tage vergingen und Helene kam kaum noch aus ihrem Nest heraus. Nichts konnte sie aufheitern. Langsam wurde es Frühling. Es wurde wärmer und alles grünte und blühte. Es war wieder an der Zeit, dass der Osterhase vorbei kam, um die Eier abzuholen. Neugierig, wie Helene war, wollte sie den Osterhasen zumindest vom Fenster aus sehen. Sie stand auf, und – was war das? Sie traute ihren Augen nicht. In dem Nest lag ein braunes Ei! Es war zwar nicht aus Schokolade, doch die Schale war braun. Sie nahm es stolz und ging zu den anderen Hennen, die sich um den Osterhasen zu versammelten.
Alle Hennen wichen zur Seite. Was war das? So etwas Schönes hatten sie noch nie gesehen. Auch der Osterhase war begeistert: "Aus diesem Ei mache ich etwas ganz besonderes!" sagte er und Helene wurde vor stolz einen Kopf größer.
Von nun an legte Helene jeden Tag ein braunes Ei. Nach einiger Zeit machten es ihr andere Hühner nach und bald legten die eine Hälfte der Hühner braune und die andere Hälfte weiße Eier. Und Helene wurde somit doch noch ein berühmtes Huhn: sie war die erste Henne, die es jemals geschafft hat, ein braunes Ei zu legen.
Zauberwald
Zwischen Wiesen und Feldern stand einmal ein kleines Dorf namens Walddorf. Eigentlich hatte das Dorf keinen direkten Wald. Der Zauberwald, wie ihn die Leute nannten, stand etwas weiter vom Dorf entfernt, so etwa fünf Fußminuten.In dem Wald gab es wirklich Zauberer und sogar einige Hexen! Deshalb gingen die Menschen vom Walddorf nicht sehr oft in den Wald, obwohl es sehr schön dort war. Es gab viele große Bäume, Pflanzen, Beeren, Pilze und Tiere dort. Aber die Hexen und Zauberer waren nicht immer gut zu den Walddörflern, wenn sie welche im Wald trafen. Sie machten den Leuten Angst, indem sie diese verzauberten.
Ein Zauberer war ganz schlimm! Er hieß Zuze-Witsch und wollte keine Walddorfleute in seinem Wald haben. Nicht mal um Holz fürs Feuer zu holen. Zuze-Witsch rief alle Hexen und Zauberer zum großen Zauberplatz bei der alten Eiche und meinte, dass jeder, der in den Wald kommt, auch drin bleiben soll. Ein jeder soll als Baum verwandelt für immer hier bleiben müssen. Viele, aber nicht alle, waren damit einverstanden.
Der kluge Zauberer Hokupokus, die lustigen Hexen Plitsch-Platsch-Plum und Annabella Honigkuchen und einige andere fanden die Idee nicht so toll. Denn wenn eine Mama in den Wald kommt um Pilze zu sammeln und als Baum da bleiben muss, was machen denn dann die Kinder? Nein! Das darf nicht sein!
Dann kam der große Tag! Alle Hexen und Zauberer trafen sich bei der Eiche und Zuze-Witsch sprach den Zauberspruch:
Abrakadabra zuze witsch
Alles soll nun gehen wie der Blitz,
jeder, der kommt in den Wald hinein,
soll abrakadabra als Baum verzaubert sein!
Es tat einen lauten Knall und schwarzer Rauch verteilte sich überall. Viele klatschten und freuten sich, aber sie wussten nicht, dass Hokuspokus mit den anderen einen stärkeren Zauberspruch schnell hinterher sprachen:Alles soll nun gehen wie der Blitz,
jeder, der kommt in den Wald hinein,
soll abrakadabra als Baum verzaubert sein!
Abrakadabra Hokuspokus
nichts soll sein wie bei Zuze-Witsch,
jeder der kommt in den Wald hinein,
soll als ...(Märchenfigur)
verzaubert sein.
Alle versteckten sich am Waldrand um zu sehen was passiert. Sie mussten gar nicht lange warten, da kam Vater und Mutter Blum mit ihren vielen Kindern. Und was passierte, als diese den Wald betraten?nichts soll sein wie bei Zuze-Witsch,
jeder der kommt in den Wald hinein,
soll als ...(Märchenfigur)
verzaubert sein.
Stellt euch vor, sie wurden nicht zu Bäumen. Nein, da lief doch plötzlich Schneewittchen mit dem Prinzen und sieben kleinen Zwergen durch den Wald und sammelten Pilze. Und als sie den Wald verließen war es wieder Familie Blum.
Das Gesicht von Zuze-Witsch hättet ihr sehen sollen! Und die der anderen! Sie schauten sich erschrocken an und dann fingen alle zu lachen an! Zuze-Witsch aber rannte zornig davon!
Familie Blum rannte schnell ins Dorf und erzählte allen vom Zauberwald. Sogleich ging das ganze Dorf zum Wald. An der Spitze der Bürgermeister Stumpf. "Lasst erst mal mich und meine Frau vor, man weiß ja nie!"
Als sie im Wald standen waren sie doch erschrocken. Denn da standen Hänsel und Gretel! Sie hörten jedoch viel Gelächter und Zauberer Hokuspokus trat hervor und erklärte alles.
Auch die anderen Zauberer und Hexen kamen dazu und versprachen in Zukunft nichts böses mehr zu tun, wenn es so lustig bleiben könnte. Der Bürgermeister Hänsel lief zu seinen Leuten, erklärte alles und sie trafen sich mit den Zauberern und Hexen auf dem Zauberplatz bei der alten Eiche.
Das sah vielleicht lustig aus! Förster Bäumle hüpfte als Froschkönig herum und Fräulein Gscheid, die Lehrerin rannte als Prinzessin hinterher. Herr Pinsel der Maler lief als gestiefelter Kater (Farbtopf) rum. Herr und Frau Kuchen, die Bäckersleut gingen als Hase und Igel. Auf dem Platz feierten sie ein richtiges Zauberwaldfest. Mit Zauberpunsch, Hexenkuchen, Abrakadabrabrötchen und vielem mehr. Lehrer Schlau, als Räuber Hotzenplotz tanzte mit Familie Müller, als Bremer Stadtmusikanten. Metzger Wurst, als Rumpelstilzchen mit Friseuse Schnippschnapp, als Frau Holle und Hexe Honigkuchen.
Bis früh am Morgen ging das Fest! Dann wurden die Walddörfler bis zum Waldrand gebracht und mussten versprechen, bald wieder zu kommen. Familie Blum, Lehrer Schlau, Herr Pinsel und die anderen liefen nach Hause und schliefen sehr schnell ein. Was glaubt ihr wovon sie träumten?
Seither ist Friede zwischen Walddorf und den Bewohnern vom Zauberwald und stellt euch vor, die Zauberer und Hexen haben sogar schon mal das Dorf besucht!
geschrieben von Claudia Krupp
Ein Floh auf der Suche nach Frieden
Es war einmal ein Floh, der suchte ein kuscheliges Plätzchen, auf dem er sich für immer niederlassen konnte.Er wollte endlich sesshaft werden und in Ruhe leben, denn er hatte das Ziel erreicht. Davon war er überzeugt.
Er hatte Dinge geändert, die er ändern konnte.
Er hatte Dinge so gelassen, die er nicht ändern konnte.
Er hatte die Fähigkeit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Und er liebte alles, was lebt und er half und gab, wo er nur konnte.
Seine Suche schien zu Beginn gar nicht so schwer zu werden. Er stellte keine hohen Ansprüche. Es war ihm ganz egal, ob er auf einem Hahn, einem Hund, einem Tiger, einem Menschen oder sonst wo lebt.
Er hatte nur eine Bedingung: Die Seele des Wesens, auf dem er leben würde, sollte mit seiner übereinstimmen.
Als erstes ließ sich der kleine Floh auf einem Hofhund nieder. 'Hier ist es schön warm und kuschelig', dachte er und legte sich zu einem kleinen Schläfchen nieder.
Doch plötzlich wurde er unsanft geweckt.
Der Hund bellte, was das Zeug hielt.
Er fletschte die Zähne und knurrte einen Mann an, der sich dem Haus des Bauern näherte.
'Warum macht der so einen Lärm', wunderte sich der Floh und krabbelte in das Ohr des Hundes.
Er fragte: "Warum machst du so ein Gezeter?"
Der Hund war erstaunt, denn er sah ja niemanden, der mit ihm sprach. Trotzdem antwortete er: "Mein Herrchen hat mich abgerichtet. Ich muss bellen, wenn ein Fremder kommt. Und wenn es ein Fremder ist, der etwas stehlen will, muss ich ihn beißen."
"Willst du das auch?", fragte der Floh.
"Wollen, wollen! Wer fragt schon, was ich will! Ich muss, wenn ich morgen etwas zu fressen haben will."
"Was willst du denn?"
Einen kurzen Moment dachte der Hofhund nach.
Dann sagte er: "Es würde mir gefallen, wenn ich bei einem kleinen Menschenkind leben könnte, das mich gut behandelt. Mit ihm könnte ich spielen. Ich könnte es beschützen. Ich hätte ein warmes Plätzchen am Ofen und regelmäßiges Fressen, ohne beißen oder bellen zu müssen."
Der Floh sagte ohne zu überlegen:
"Warum tust du es nicht?"
"Wer will mich schon. Ich bin ein bissiger Hofhund."
"Du hast dich entschieden, das zu sein, was du nicht bist. Daran kann ich nichts ändern. Ich wünsche dir, dass du dein Ziel nicht aus den Augen verlierst", sagte der Floh und ging.
Hier konnte er nicht bleiben.
Die Seele des Hundes stimmte mit seiner nicht überein.
Also suchte er ein anderes Wesen, auf dem er leben konnte und traf auf eine Katze.
'Die ist auch schön weich und kuschelig', dachte der Floh, 'und sie hat bestimmt keine Probleme damit, das zu sein, was sie wirklich ist. Katzen sind sehr eigensinnig. Sie tun immer, was sie wollen.'
Also grub er sich tief in das Fell der Katze und versuchte hier seinen Schlaf fortzusetzen.
Doch plötzlich wurde er durch ein lautes Kreischen geweckt. Er sah, wie die Katze einer kleinen Maus hinterher jagte.
Und so setzte sich der kleine Floh in das Ohr der Katze und fragte: "Warum jagst du der Maus hinterher? Hast du Hunger?"
"Nein, ich habe keinen Hunger", sagte die Katze verwundert und drehte sich ein paar Mal um sich selbst. Aber sie konnte niemanden entdecken, der mit ihr sprach.
"Warum jagst du die Maus?", wollte der Floh wissen.
Immer noch ein wenig verdutzt antwortete die Katze:
"Mein Frauchen würde mir nichts mehr zu fressen geben, wenn ich die Mäuse nicht aus ihrem Haus verjagen würde."
"Nur deshalb tust du es?"
"Ja."
"Was würdest du am liebsten tun?"
"Dumme Frage", sagte die Katze fast beleidigt. "Natürlich würde ich viel lieber mit den anderen Katzen durch das Land streichen und viel Spaß haben."
"Warum tust du es nicht?"
"Mäuse schmecken nicht so gut wie das Katzenfutter meines Frauchens."
Der kleine Floh verlässt das weiche Katzenfell und beschloss, sich ein anderes Ruheplätzchen zu suchen.
Auch die Seele der Katze stimmte nicht mit seiner überein.
'Jetzt werde ich mich in der Pore eines Menschen verstecken', beschloss der Floh. 'Dort ist es zwar nicht so kuschelig, aber warm und sicher.'
Also suchte der Floh einen Menschen, von dem er glaubte, dass er auch das große Ziel der Liebe zu allem erreicht hätte.
Er fand eine Mutter, die ihr Kind über alles liebte, wirklich liebte – ohne zu bestrafen und ohne schlechtem Gefühl.
Hier glaubte der Floh, nun endlich Ruhe gefunden zu haben.
Doch plötzlich hörte er die Mutter schimpfen:
"Lass das! Du wirst mein Kind nicht schlagen! Du bist ein böses Kind!"
'Oh je', jammerte der kleine Floh. 'Es ist schon wieder nicht das richtige Wesen für mich.'
Also krabbelte der Floh in das Ohr der Frau und fragte:
"Warum schreist du das Kind an und drohst ihm?"
Zuerst wusste die Frau nicht, wie sie auf diese Stimme reagieren sollte. Sie sah niemandem. Es war ihr unheimlich.
Trotzdem antwortete sie: "Dieses Kind wollte mein Kind mit einer Schaufel schlagen."
"Warum nimmst du das Kind nicht in deinen Arm und erklärst ihm liebevoll, warum es nicht gut ist, wenn es so etwas tut."
Und die Frau sagte aufgebracht: "Ist das mein Kind? Bin ich etwa für die Erziehung der Kinder anderer Leute verantwortlich?"
Der Floh musste mit großem Bedauern feststellen, dass er auch hier nicht den passenden Platz zum Ausruhen gefunden hatte und verließ die Frau.
Er war traurig, denn er probierte noch viele andere Wesen aus. Aber überall stellte er fest, dass sie nicht aus Liebe handelten.
Doch plötzlich geschah etwas Wunderbares.
Der Floh fand sich auf einem Wattestück oder etwas ähnlich Weichem wieder. Alles um ihn herum war freundlich und friedlich. Niemand war da, doch er konnte es spüren.
Da sagte eine Stimme: "Jetzt hast du dein Ziel erreicht."
"Wieso denn erst jetzt?", fragte der Floh.
"Du hattest alles verstanden und gelebt, aber du hattest es noch niemandem erzählt. Niemand wusste, dass du es geschafft hast. Und niemand wusste wie. Dann hast du auf deiner Suche nach einem Ruheplätzchen vielen Wesen auf der Erde einen Hinweis gegeben, wie es funktioniert. Und jetzt schau selbst, was du erreicht hast."
Mit diesen Worten hatte der kleine Floh eine große Leinwand vor Augen, auf der er das Leben all der Wesen sah, auf denen er sich ausruhen wollte.
All diese Wesen haben ihr Leben geändert und ihr Wissen weitergegeben.
Sie leben jetzt voller Zufriedenheit nach dem Prinzip der Liebe und des freien Willens.
Der Floh bekam eine Gänsehaut.
Sein Weg war also doch noch nicht ganz abgeschlossen.
Aber jetzt.
Jetzt konnte er endlich seine wohlverdiente Ruhe genießen.
© 2000 Beate Dapper, 50674 Köln
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